Shotokan Karate seit 1987
 


 
 

 

Funakoshi Gichin (1868-1957) gilt als der Begründer des modernen Karate und der beiden Karate-Stilrichtungen Shotokan und Shotokai. Als Lehrer an einer japanischen Schule gelang es ihm, Karate in den Schulalltag zu integrieren und die Kampfkunst, die viele Jahrhunderte nur im Geheimen trainiert und weitergegeben wurde, öffentlich zu machen.

Unter dem Namen Shoto schrieb Funakoshi Gedichte, sein erstes eigenes Dojo nannte er Shotokan, Haus des Shoto, der heute Name der Stilrichtung, die auch unser Verein trainiert.

Im Zuge seines Trainings stellte Funakoshi 20 Regeln für das Karate auf, das er nicht nur als Kampfkunst, sondern auch als Weg zur körperlichen und geistigen Stärkung sah. Diese Regeln, die Shōtō-Niju-Kun, lauten wie folgt:

 

  1. Karatedo wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto wo wasuruna.
    Vergiss nie: Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt.

  2. Karate ni sente nashi.
    Im Karate gibt es keinen ersten Angriff.

  3. Karate wa gi no tasuke.
    Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.

  4. Mazu jiko wo shire, shikashite ta wo shire.
    Erkenne dich selbst zuerst, dann den Anderen.

  5. Gijutsu yori shinjutsu.
    Die Kunst des Geistes kommt vor der Kunst der Technik.

  6. Kokoro wa hanatan koto wo yosu.
    Lerne, deinen Geist zu kontrollieren, und befreie ihn dann von Unnützem.

  7. Wazawai wa getai ni shozu.
    Unheil entsteht durch Nachlässigkeit.

  8. Dojo nomi no karate to omou na.
    Karate ist nicht nur im Dojo.

  9. Karate no shugyo wa issho de aru.
    Karate üben heißt, ein Leben lang arbeiten. Darin gibt es keine Grenzen

  10. Ara-yuru mono wo karate-ka seyo, soko ni myo-mi ari.
    Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, das ist der Zauber der Kunst.

  11. Karate wa yu no gotoshi taezu netsudo wo ataezareba moto no mizu ni kaeru.
    Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht ständig wärmst.

  12. Katsu kangae wa motsu na makenu kangae wa hitsuyo.
    Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst.

  13. Teki ni yotte tenka seyo.
    Wandle dich, abhängig von deinem Gegner.

  14. Tatakai wa kyo-jitsu no soju ikan ni ari.
    Der Kampf hängt von der Handhabung deiner Treffsicherheit ab.

  15. Hito no te ashi wo ken to omoe.
    Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.

  16. Danshi mon wo izureba hyakuman no teki ari.
    Wenn man das Tor der Jugend verlässt, hat man viele Gegner.

  17. Kamae wa shoshinsha ni ato wa shizentai.
    Die Haltung des Anfängers muß frei sein von eigenen Urteilen, damit er später ein natürliches Verständnis gewinnt

  18. Kata wa tadashiku jissen wa betsu mono.
    Die Kata darf nicht verändert werden, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil.

  19. Chikara no kyojaku, karada no shinshuku, waza no kankyu wo wasuruna.
    Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.

  20. Tsune ni shinen kufu seyo.
    Denke immer nach und versuche dich ständig am Neuen.

 

(aus: Werner Lind, Die Tradition der Karate-Meiser und Stile der traditionellen Kampfkunst in Okinawa, China und Japan, Werner Kristkeitz, 1991)